Unterwegs zum wilden Affen: Ein Besuch bei der Gin-Destillerie von Monkey 47.

Bei der Führung bei Monkey 47 darf man mehrere Gins probieren
 

Domenico Termine hält uns eine Dose frisch gemahlener Wacholderbeeren unter die Nase. Ein intensiver Geruch steigt auf, der uns an feuchten, dämpfigen Waldboden erinnert und der kurze Zeit später den kompletten Raum um uns herum duften lässt. Auf der Zunge schmecken die Beeren leicht süßlich. Später im Getränk werden sie als eines von vielen Aromen dem Monkey 47 seinen typischen Geschmack verleihen.

Aus 47 Zutaten, den sogenannten Botanicals, besteht der Monkey 47-Gin. Neben den für Gin essentiellen Wacholderbeeren werden Gewürze, Beeren, Samen oder Pflanzen wie Lavendel, Fichtensprossen, Preiselbeeren, sechs verschiedene Pfeffersorten und Koriander verarbeitet. Ein Drittel der Botanicals, erklärt Domenico, kommen aus dem Schwarzwald. Ihr Image als Gründer und Vermarkter eines regionalen Produkts ist den Machern des Monkey 47 wichtig. Schließlich begann die Geschichte des Gins genau dort: im Schwarzwald.

Mit einem alten Setra-Bus rattern wird durch weite Täler und Wälder. Die Sonne brennt uns durch das verglaste Dach der alten Lady aus den 1960er-Jahren ins Gesicht. Mit 60 Stundenkilometern ruckeln wir an Fachwerkhäusern und Bauernhöfen vorbei. Eine sanfte Hügellandschaft breitet sich vor uns aus und bringt unseren Bus an seine Belastungsgrenze. Mit röhrendem Motor schiebt sich der Setra S6 Stück für Stück durch die geschwungenen Straßen. An einem Ort, der ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, machen wir Halt. Unser Ziel ist die Siedlung 24 Höfe – seit 2016 Heimat der Black Forest Distillers, des Monkey 47.

Monkey 47 – Besuch beim Kultgin

Domenico nimmt uns in Empfang. Er ist so etwas wie ein Markenbotschafter des Monkey 47 und wird uns an diesem Tag durch die Brennerei führen. Als Begrüßungsgetränk gibt es, wie könnte es auch anders sein – Gin. Und wir lernen beiläufig unsere erste Lektion, was den Genuss des Getränks betrifft: Nicht jeder Gin verträgt eine Gurke. Garniert werden sollte ein Gin, wenn überhaupt, nur mit den Zutaten, die das Aroma der jeweiligen Sorte unterstreicht. Im Falle des Monkey 47 kommt je eine Grapefruitzeste in unserern Becher. Ein Hype um die perfekte Kombination aus dem richtigen Tonic Water, Gin und Garnitur wird hier allerdings nicht gemacht. Im Mittelpunkt steht nicht die Wissenschaft des Trinkens, sondern das Produkt selbst.

Die Idee, im Schwarzwald einen Gin zu brennen, hatte Geschäftsführer Alexander Stein im Jahr 2008. Ein Freund habe ihn auf den Fund eines alten Gin-Rezepts hingewiesen und Stein motiviert, einen eigenen Gin zu brennen. Weil der ehemalige Nokia-Manager zwar ein Brennrecht besaß, ansonsten aber wenig Erfahrung auf diesem Gebiet vorweisen konnte, holte er sich mit Christoph Keller einen ausgezeichneten Brenner mit ins Boot. Zwei Jahre lang tüftelten die beiden an der perfekten Rezeptur für ihren Schwarzwaldgin. Ein rasanter Aufstieg begann.

Die Destille wird bei der Monkey 47 Führung auch besucht
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Heute ist der Monkey 47 in der altertümlichen Apotheker-Flasche in Bars weltweit zu finden. Im Jahr 2010 startete das Unternehmen mit 2000 Flaschen auf dem Markt – drei Jahre später waren es bereits 150 000. Um aus dem Gin ein echtes schwarzwälder Produkt zu machen, entschlossen sich die Inhaber schließlich, die Produktion in den Schwarzwald zu verlegen. Denn bis dato wurde der Dry Gin im Nachbarort der Siedlung 24 Höfen – in Betzweiler – lediglich abgefüllt. Gebrannt wurde er in der Stählemühle bei Hegau in der Nähe des Bodensees. 2016 wurde das Geschäft schließlich verlagert. „Es war ein Wunsch von Alexander, im Schwarzwald zu produzieren“, sagt Domenico, der nun die Tür zu den „heiligen Hallen“ öffnet.

In einem kleinen Zimmer in der Fertigungshalle stapeln sich Dosen mit frischen Zitronen- und Grapefruitzesten – eine der Zutaten des Monkey 47. Wir greifen in eine der Dosen und halten uns die duftenden Streifen aus der äußersten Zitronenschale unter die Nase. Alle Zesten, die zur Gin-Herstellung benötigt werden, werden vor Ort frisch zubereitet. In einem Kühlhaus nur wenige Meter entfernt warten sie auf ihren Einsatz. Und der kommt nur kurze Zeit später.

Mit einem übergroßen Rührgerät in der Hand stehen wir vor einer blauben Tonne mit Rohalkohol. Jetzt geht es ans Mazerat, wie uns Domenico erklärt. Die Mazeration ist einer der entscheidenden Produktionsschritte, um später ein aromatisches Destillat zu erhalten. Der Alkohol holt dabei die Aromen aus den Früchten, Samen und Gewürzen. In unserem Fall ruhen die zerkleinerten Botanicals, die wir nun mit unseren riesigen Quirlen unter den  Alkohol rühren, 36 Stunden lang. Dann wird das Gemisch destilliert.

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Wie kupferfarbene Säulen türmen sich „Herr Nilson“, „Cheetah“, „Miss Baker“ und „King Louie“ im Gebäude nebenan vor uns auf. Dort ist das Heiligtum von Monkey 47 untergebracht: Der Brennapparat. Vier Kolonnen sind zu einer Einheit verbunden und jede Kolonne trägt den Namen eines bekannten Affen. Die Architektur des Gebäudes und das Zusammenspiel von kupferfarbener Destille und schlichtem Industriecharme beeindrucken uns. Doch bevor wir weiter ins Schwärmen geraten, wird gebrannt.

Das Destillat zieht durch einen sogenannten Geist-Korb. Der Korb hängt in der Destille und enthält frische Botanicals. Die Körbe werden während des Brennvorgangs von heißem Alkoholdampf durchzogen. Etwa 75 Minuten tröpfelt der Vorgang vor sich hin. Von anfangs 100 Liter Destillat bleiben am Ende 23 Liter Alkohol übrig. Drei Monate lang lagert der Gin anschließend noch in Steingutgefäßen – bevor der Alkoholgehalt mit Wasser aus dem Schwarzwald auf 47 Prozent reduziert wird und der fertige Monkey 47 seinen Weg in Bars und Geschäfte weltweit findet.

Monkey 47 – Was steckt hinter dem Namen

Es ist eine abenteuerliche Geschichte, die hinter dem Mokey 47 steckt. So soll das Rezept von dem ehemaligen Royal Air Force-Commander Montgomery Collins stammen, der nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland sesshaft wurde. In Berlin hat sich Collins der Überlieferung zufolge für den Wiederaufbau des Berliner Zoos eingesetzt und die Patenschaft für einen Affen übernommen. Als sich Collins später im Schwarzwald niederließ, nannte er die Gastwirtschaft, die er betrieb, »Gasthof zum wilden Affen«. 1951 schied Collins aus der Royal Air Force aus und zog in den Nordschwarzwald. Dort kreierte den ersten Black Forest Dry Gin.

Irgendwann zu Beginn der Sechzigerjahre verliert sich nach Angaben des Unternehmens Collins’ Spur. Um die Jahrtausendwende soll bei Renovierungsarbeiten eines Landgasthofes dann eine alte Holzkiste entdeckt worden sein. Ihr Inhalt, so schreiben es die Monkey-47-Gründer, waren eine Flasche und ein Brief. Auf der von Hand beschrifteten Flasche soll unter der Skizze eines Affen „Max the Monkey – Schwarzwald Dry Gin“ gestanden haben. Ein beiliegender enthielt eine detaillierte Beschreibung der pfalnzlichen Zutaten von Montgomerys Rezeptur.

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Wir wünschen euch noch eine schöne Woche und hoffen, der Einblick in die Monkey-47-Destillerie hat euch gefallen.

Habt es schön,
Eure Madeleine & Euer Flo.

Unser Beitrag entstand in diesem Fall nicht im Rahmen einer Kooperation und ist deshalb auch nicht als solche deklariert. Wir bedanken uns ganz herzlich für die schöne und interessante Führung bei Monkey 47 und stoßen das nächste Mal gerne wieder mit euch an.

 

 

 
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New York, New York

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Hallo, gackernde Frida. Warum wir stolze Besitzer unseres eigenen Miethuhns sind.